Ich traf Falk-Willy Wild im Titanic Chaussee, wo am kommenden Montag die Victress Awards verliehen werden, zu einem Interview. Schon seit einiger Zeit kenne ich den sympathischen Schauspieler, der in diesem Jahr Teil der Victress-Jury ist. Grund genug ihm im Vorfeld schon ein paar Fragen zu stellen. Bei der diesjährigen Verleihung bin ich auch dabei und werde euch dann zeitnah davon berichten!
Ist Schauspiel schon immer dein Wunschberuf gewesen oder gab es einen Plan B?
Nein, einen Plan B gab es nicht, da der Schauspielberuf schon immer mein Wunschberuf war. Das hat auch einen besonderen Grund, denn es war der Wunschberuf meines Großvaters Willy. Mein Großvater fragte mich als kleiner Jungen immer, was ich mal werden will und ich sagte darauf immer automatisch Schauspieler. Das freute den Opa Willy sehr, denn er hatte zwei Weltkriege mitgemacht und hat den Beruf nie ergriffen. Man erlebt ja immer wieder die Situation, dass man der nächsten oder übernächsten Generation etwas mitgeben möchte und er gab mir die Begeisterung für diesen Beruf mit. Deshalb habe ich auch seinen Namen, Willy, in meinen Namen später bewusst aufgenommen.
Willy ist doch auch dein Rufname, oder?
Eigentlich nicht, aber alles was mit dem Beruf und der Schauspielerei zu tun hat, mach ich mit dem Rufnamen Willy. So sind mein Großvater und ich eigentlich beide Schauspieler.
Kommen wir zu den Höhepunkten deiner Karriere… Was hat dir am meisten Spaß gemacht und wo blickst du zurück und sagst, das sind meine Highlights?
Ich bin schlecht im Zurückblicken… In unserem Beruf ist es manchmal so, dass du Sachen erlebst, wo du im Nachhinein erst merkst, was du für eine du kreative Zeit erlebt hast. In dem Moment nehme ich das nicht so wahr, wir müssen kreativ sein, präsent sein und natürlich auch Geld verdienen. Manchmal nimmt es so Überhand, das ich es nur unter Druck erlebe. So wie mein erster Film 1994, Natalie Endstation Babystrich. Damals dachte ich, es sei Hamlet und war fast ein wenig entsetzt, dass ich nun eine Rolle von Sat.1 angeboten bekam, anstatt auf einer großen Theaterbühne zu stehen. Für mich heute unverständlich, wie ich damals so denken konnte, dabei ist es ein großartiger Film geworden! Wenn du mich nach Höhenpunkten fragst, so kann ich dir sagen, ich hoffe die noch schöneren und größeren Höhepunkte werden erst noch kommen.
Welche nächsten Projekte stehen an?
Es sind jetzt gerade zwei Sachen filmmäßig in Planung.
Kannst du schon etwas darüber sagen?
(lacht…) Manche denken, wir Schauspieler wissen nicht, welche nächste Projekte auf uns zukommen, aber wir wissen es genau und wir sind dabei sehr abergläubisch. Solange die Projekte noch nicht in trocknen Tüchern sind, wie wir sagen, reden wir sehr ungern darüber. Aus Angst, es geht eben nicht „in Erfüllung“!
Aber worüber wir reden können sind die Victress Awards! Wie kam es dazu, dass du in der Jury sitzt?
Vor drei Jahren sprach mich Sonja Fusati, die Organisatorin und Chefin der Victress Initiative, an, ob ich eine Laudatio halten möchte. Ich muss gestehen, ich hatte bis dato noch nichts von den Victress Awards gehört… Was mich aber sofort begeisterte, war, dass starke weibliche Persönlichkeiten, geehrt werden. Mich haben die Frauen mit ihren Projekten beeindruckt, da diese teilweise schon über Jahre laufen. Was Frauen in dieser Gesellschaft nicht so sehr tun oder was sie nicht gelernt haben, sie stellen es nicht in den Vordergrund und reden viel, sondern handeln einfach, was mir eigentlich sehr sympathisch ist. Wir sind, seien wir ehrlich, nun mal in einer Männergesellschaft unterwegs, daher gibt es Sachen, die uns Herren sehr leicht gemacht, und Damen nicht. Wir leben sogar in einem Land, wo es unbedingt eine Frauenquote geben „muss“…
Was hältst du von der Frauenquote? Hältst du sie für sinnvoll oder eher nicht?
Ich denke mit Quoten erreicht man auf Dauer nichts. Momentan mit der Frauenquote erstaunlicherweise ja, denn jetzt sagt man einem Unternehmen, ihr müsst im Vorstand eine bestimmte Anzahl an Frauen haben. Ok… Aber ich glaube, so wie teilweise die Vorstände aufgebaut sind, sagen die, die paar „Quotenfrauen“ überleben wir auch noch. Besser ist es, dass Frauen durch ihre Leistung und durch Ihr Können an diesen Punkt kommen, anstatt durch eine Quote.
Schade, dass man so etwas überhaupt einführen muss, oder?
Genau das meine ich. Eigentlich ist es ein Armutszeugnis, dass wir so etwas brauchen.
Du hast schon mal eine Laudatio bei den Victress Awards gehalten.
Das war vor drei Jahren, für Amoreli, das ist ein Erotik-Internetportal für Frauen. Die Laudatio habe ich gerne gehalten, denn die Lea-Sophie Cramer ist einfach eine tolle Persönlichkeit.
Findest du es beeindruckend, wenn Frauen stark sind und wie Männer sagen was sie wollen? Es existieren ja leider sehr viele Männer, die es solche Eigenschaften bei Frauen eher abschreckend finden.
Frauen besitzen andere Stärken als wir Männer und ich finde es toll, wenn wir uns in unseren Stärken ergänzen.
Warum sind die Victress Awards etwas ganz besonderes für dich?
Es ist eine besondere Veranstaltung, wo Frauen, die schon etwas Besonderes geleistet haben oder gerade am Starten sind, mit tollen Ideen ein Podium bekommen. Manchmal habe ich so das Gefühl, dass alles nur über einen Preis funktioniert. Hier bekommen Frauen einen Preis, Öffentlichkeit und Anerkennung, deshalb finde ich es richtig gut, dass es diesen Award gibt. Es bleibt auch im 11. Jahr weiterhin spannend.
Ich studiere selbst Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Elektrotechnik und merke es auch in meinem Studiengang, dass Frauen dort sehr viel geringer vertreten sind. Oft sitze ich in einem Hörsaal mit hunderten Männern und einer Handvoll Frauen. Daher kam die letzten Jahre immer mal das Thema auf, dass gerade technische Studiengänge auch als Studium unter Frauen angeboten werden sollen. Was hältst du von dieser Separation?
Ich würde es nicht separieren, vielleicht könnte man da ja mal eine Quote machen (lacht), sodass man mehr Frauen annimmt. Ich komme ja aus der ehemaligen DDR, da hatten wir viele Frauen in den klassischen Männerberufen. Das hat einfach dazugehört. Es gab nicht die klassische Hausfrau, die Frau zu Hause blieb und die Kinder betreute. Das vermisse ich etwas in der bürgerlichen Gesellschaft heute.
Hast du eigentlich Kinder?
Nein, habe ich leider nicht.
Sind eigentlich mehr Frauen oder mehr Männer in der Jury?
Knapp mehr Frauen, zehn Frauen und neun Männer!
Beschreibe dich mal mit drei Adjektiven!
Nachdenklich… (Anmerkung meinerseits: denkt danach wirklich lange nach, bis die nächsten zwei Adjektive kommen… 😉 ) Humorvoll und spontan!
Welchen großen Wunsch bzw. Traum hast du, den du realisieren möchtest?
Manchmal ist es doch auch ganz schön, wenn sich einige Wünsche und Träume nicht erfüllen, damit man noch etwas zum Träumen hat…
(Fotos von Daniel Goßrau)