Nicht irgendeine Premiere wurde am letzten Samstag im Tipi am Kanzleramt präsentiert, sondern die des Stückes „Cabaret – Das Musical“. Als wäre das nicht schon Grund genug sich an diesem Abend dort einzufinden, so wurden exklusiv 50 Blogger zu dieser Premiere eingeladen, um Livekritik während der Aufführung zum Besten zu geben…

Cabaret, insziniert vom amerikanischen Star-Choreographen und Regisseur Vincent Paterson, entführt seine Gäste in den weltberühmten Kit Kat Club in Berlin zu Zeiten der 20er Jahre.
https://youtu.be/zTEdxWdIgMo
Erzählt werden die Geschichten von mehreren Menschen, die sich durch zufällige Umstände in Berlin kennen und zum Teil lieben lernen – in einer Zeit, die vom Nationalsozialismus geprägt ist…

So erzählt das Stück die Geschichte von Cliff Bradshaw, der sich auf seiner Reise nach Berlin befindet, um neuen Stoff für seinen Roman zu finden und durch eine Reisebekanntschaft zu Fräulein Schneider gelangt, die eine billige Pension in Berlin am Nollendorfplatz betreibt. Am Silvesterabend landet Cliff dann im Kit Kat Club und lernt die leichlebige Sally Bowles kennen, die dort arbeitet, aber gerade ihren Job verloren hat und sich daraufhin bei Cliff in der Pension einnistet… Die Beiden lernen sich lieben… Und nicht nur diese beiden Figuren verlieben sich… So wird die Geschichte von dem Obsthändler Herrn Schulz und Fräulein Schneider erzählt… Eine Liebe unter schlechtem Stern zu Zeiten des Faschismus, wo die die Liebe zu einem Juden eben nicht toleriert wird und die Menschen sich lieber dem Nationalsozialismus beugten als sich ihren Gefühlen hinzugeben.

Und so wird auch deutlich im Stück, dass die Menschen den aufkeimenden Faschismus nicht sahen oder sehen wollten… So ist für Sally das ganze Leben ein schillerndes Cabaret, in dem Politik keinen Platz hat und sie nicht betrifft… So sagt sie „Was geht mich die Politik an, was betrifft mich das?“… Und der Jude Herr Schulz, der glaubt, dass das „alles schon vorbei geht, wie alles irgendwie überstanden wird“.
Alle Figuren, außer Cliff resignieren ggü. der aufkommenden Machtergreifung der Nationalsozialisten… Cliff, der noch versucht, die anderen wachzurütteln und mit nach Amerika zu nehmen scheitert und reist zum Schluss alleine… Und alleine bleiben auch Herr Schulz und Fräulein Schneider, in einer Zeit, in der man eben die Gegebenheiten hinnahm anstatt für etwas zu kämpfen, dass man liebte.
Und so zeigt das Stück doch eindrucksvoll, dass die Liebe eben doch nicht immer siegt und das Verschließen der Augen einen nicht vor dem, was kommen mag schützen kann…
Das Stück hat mich emotional sehr berüht… Da sind die Momente, die einen zum Lachen bringen, die erotisch sind und zeigen, wie wild und schillernd die 20er Jahre waren und die Momente, in denen man eine Gänsehaut bekommt, weil die Darsteller eindrucksvoll zeigten, wie mancher Mensch unter dem Faschismus langsam zerbrach, aber sich diesem dennoch beugte, sei es aus Angst oder Unwissenheit.
Zum Schluß möchte ich noch den Conférencier zitieren, der durch das Stück leitete, der mit einer Affendame tanzt, die „säht ihr sie mit meinen Augen“ – gar nicht jüdisch aussieht. Nicht nur im Zusammenhang mit diesem Stück, sondern generell sollten auch wir uns in der heutigen Zeit viel mehr die Zeit dafür nehmen hinter die Fassade zu sehen und weniger in Klischess zu denken…
Und alle, die jetzt Lust auf „Cabaret – Das Musical“ bekommen haben, können aufatmen. Das Stück wird noch bis zum 20.September 2015 im Tipi am Kanzleramt aufgeführt. Weitere Infos zu Vorstellungszeiten und Tickets erhaltet ihr unter Tipi am Kanzleramt.