Interview mit Autor und Regisseur Oliver Haffner und Schauspieler Rick Okon

Ich hatte das große Glück mit dem Regisseur und Autor Oliver Haffner persönlich sprechen zu können und möchte euch das Interview natürlich nicht vorenthalten. Sein Film „Ein Geschenk der Götter“ wird am 02.November um 20:15 Uhr im SWR ausgestrahlt – ich habe den Film bereits gesehen und kann jedem nur empfehlen ihn sich anzusehen!

SWR Fernsehen EIN GESCHENK DER GÖTTER, "Debüt im Dritten", am Montag (02.11.15) um 20:15 Uhr. Eine Produktion der if... Productions in Koproduktion mit dem SWR/Debüt im Dritten, gefördert von der MFG Baden-Württemberg und der FFA. Buch und Regie: Oliver Haffner, Produzent: Ingo Fließ, Redaktion Ulrich Herrmann. Backstage: v.li,. Inspizient (Gunter Nickles), Anna (Katharina Marie Schubert),  Linda (Canan Kir), Max (Rick Okon), Alfred (Maik Solbach), Friederike (Katharina Hauter). © SWR/if... Productions, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter SWR-Sendung bei Nennung "Bild: SWR/if... Productions" (S2). SWR-Pressestelle/Fotoredaktion, Baden-Baden, Tel: 07221/929-22287, Fax: -929-22059, foto@swr.de
SWR Fernsehen EIN GESCHENK DER GÖTTER, „Debüt im Dritten“, am Montag (02.11.15) um 20:15 Uhr.
Eine Produktion der if… Productions in Koproduktion mit dem SWR/Debüt im Dritten, gefördert von der MFG Baden-Württemberg und der FFA. Buch und Regie: Oliver Haffner, Produzent: Ingo Fließ, Redaktion Ulrich Herrmann.
Backstage: v.li,. Inspizient (Gunter Nickles), Anna (Katharina Marie Schubert),
Linda (Canan Kir), Max (Rick Okon), Alfred (Maik Solbach), Friederike (Katharina Hauter).
© SWR/if… Productions, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter SWR-Sendung bei Nennung „Bild: SWR/if… Productions“ (S2). SWR-Pressestelle/Fotoredaktion, Baden-Baden, Tel: 07221/929-22287, Fax: -929-22059, foto@swr.de

Kurzzusammenfassung (Quelle SWR):

Aus heiterem Himmel verliert Schauspielerin Anna ihre Anstellung an einem kleinen Stadttheater. Eben noch auf der Bühne, findet sie sich nun in der Tristesse des örtlichen Jobcenters wieder. Auf Drängen ihrer theaterbegeisterten Sachbearbeiterin übernimmt sie die Leitung eines Schauspielkurses für acht »schwer vermittelbare« Langzeitarbeitslose. Trotz gewaltiger Widerstände gegen die verpflichtende Bildungsmaßnahme formt sich aus dem frustrierten Einzelkämpfern zunehmend eine eingeschworene Gruppe, mit der Anna Sophokles‘ »Antigone« inszeniert. Überraschend kommt in die privaten Dramen der TeilnehmerInnen immer mehr Bewegung und auch Anna erlebt einen Neuanfang, mit dem sie so nicht gerechnet hatte. Mit der magischen Kraft des Theaters und durch die Erfahrung von Gemeinsinn erobern sie sich ihre Würde und Selbstachtung zurück.

Nadine Trompka, Oliver Haffner und Rick Okon
Nadine Trompka, Oliver Haffner und Rick Okon

Wie bist du auf das Thema deines Filmes gekommen? Du behandelst hier ein tiefer gehendes Thema und ich weiß, dass du auch in der Vergangenheit in deinen Filmen gerne Themen behandelt hast, die den Zuschauer auch nach dem Sehen deines Filmes noch beschäftigen sollen bzw. zum Nachdenken anregen sollen.
Oliver: Das Thema Ausgrenzung hat mich beschäftigt. Ich wollte einen Film machen, der sich damit beschäftigt, warum sich Menschen ausgrenzen lassen, aber auch wie sie diese Ausgrenzung überwinden können. Zum einen war es mein Wunsch das zu thematisieren, aber auf der anderen Seite habe ich auch ein Faible für Theater. Deswegen habe ich das Theater als einen Ort genommen, wo Menschen in das Scheinwerferlicht treten können, die sonst eigentlich im Schatten stehen. Das ist ja im Grunde auch eine Uraufgabe des Theaters. In meinem Film studiert eine Hartz4-Gruppe mit einer Schauspiellehrerin ein Stück ein, wo es ganz stark darum geht das eigene Gewissen und die eigene Kraft zu stärken. Ich finde es toll sich mit tiefen Themen zu beschäftigen und gerade das Thema Ausgrenzung ist hoch aktuell! Ob wir nun in diesem Zusammenhang von Hartz4-Empfängern oder auch Flüchtlingen sprechen, die Ausgrenzung findet heutzutage viel früher und schneller statt. Da fallen Menschen dann ganz schnell über den Rand und können eigentlich „nicht mehr mitmachen“… Damit meine ich, dass sie z.B. nicht mehr an Bildung oder nur noch bedingt am Konsum teilnehmen können. Aber trotz des ernsten Themas, so ist es mir immer ein Anliegen den Zuschauer über den Humor zu bekommen und bezeichne meine Filme daher auch als Tragikkomödien. Und das ist für mich auch das Genre, das dem Leben am nächsten ist. Den Zuschauer sollen meine Filme lachen lassen, aber sie sollen auch am eigenen Leben anknüpfen und zum Nachdenken anregen.

Wie lange hast du dem Drehbuch gearbeitet? Bis du wirklich mit der Umsetzung beginnen konntest?
Oliver: Ich hatte in diesem Fall Glück, denn der SWR fand die Idee bereits früh gut. Bereits mein dreiseitiges Expose bezeugte und ich bekam die Zusage zur Umsetzung und dann hilft es ja manchmal, wenn ein wenig Dampf dahinter ist, dass es schneller geht. Daher ist das Buch in ca. einem Jahr entstanden – von der erste Idee bis zur Drehfassung.

Das ist aber schon sehr schnell!
Oliver: Ja, das ist sehr schnell, aber das hatte auch wirklich mit der redaktionellen Unterstützung seitens des SWR zu tun. Wir haben dann zwar noch ein wenig länger gebraucht, bis wir auch alle Gelder von den Förderanstalten zusammen hatten, aber haben dann für die weiteren Vorbereitungen für den Dreh, den Dreh selbst und den Schnitt noch ein weiteres Jahr gebraucht. Also ist der Film im Prinzip in zwei Jahren entstanden, was sehr schnell ist.

Du arbeitest ja auch gerne mit jungen Schauspielern und gibst ihnen eine Chance. Nach welchen Kriterien suchst du deine Darsteller aus? Müssen sie zwingend eine Schauspielausbildung absolviert haben oder reicht auch ein herausragendes Talent?
Oliver: Zum einen geht man aufmerksam durch die deutsche Filmlandschaft und schaut sich Filme an. Ich mag einfach gerne Gesichter, die vielleicht ein wenig untypisch sind, also speziell sind oder nicht so glatt, denn so sieht die Welt auch aus. Dann muss man sich an den Schauspielschulen umhören, welche Nachwuchsschauspieler gerade dort sind und natürlich Castings machen. Aber unabhängig davon, ob man gerade für ein aktuelle Projekt sucht oder nicht, man hält ständig die Augen offen!

Welche aktuellen Projekte planst du gerade?
Oliver: Ich arbeite gerade an einem westdeutschen Politthriller, der sich mit dem Bayern der 80er-Jahre beschäftigt, speziell mit dem Versuch der Errichtung der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage in Wackerdorf. Was sich mit einem der Schlüsselmomente in der Bildung der deutschen Zivilgesellschaft im Westen und dessen Widerstand beschäftigt.
Das andere ist näher an meinem aktuellen Film „Ein Geschenk der Götter“, aber ich will nicht zuviel verraten. Es kommen Flüchtlinge darin vor, aber es ist kein Flüchlingsfilm. Aber es ist ein Film, der sich mit der Geschlechteridentität Mann/Frau beschäftigt, aber in einem anderen Kontext.

Wann werden wir etwas über die zwei Projekte sehen können?
Oliver: Zu dem Wackersdorf-Film existiert bereits ein fertiges Drehbuch, da geht es nun an die Realisierung. Bei meinem zweiten Projekt befinde ich mich aktuell im Schreibprozess.

Wirst du weiterhin mit Rick zusammenarbeiten? Bzw. auch die Frage an Rick: Kannst du dir eine erneute Zusammenarbeit vorstellen?
Rick: Ich hoffe doch und ich kann nur jedem Schauspieler, der die Möglichkeit bekommt, empfehlen, das Angebot von Oliver anzunehmen. Und selbst wenn es nur das Angebot für einen Dreh Tag ist – machen! Es ist nämlich bemerkenswert, wie viel Zeit sich Oliver für jede Rolle nimmt, denn es gibt ja auch keine unwichtigen Rollen! Jeder Schauspieler fühlt sich sehr aufgehoben. Oliver ist sehr herzlich und spricht mit jeder Figur.
Oliver: Und so ist es im Leben ja auch! Jeder Mensch hat einen Kosmos und es ist schade, wenn man diesen Kosmos nicht nutzt und deswegen muss jeder Aufmerksamkeit bekommen, denn es ist schade, wenn sich jemand nicht entfalten kann. Eins steht auch für mich fest: Gerne will ich wieder mit Rick arbeiten! Aber natürlich muss es thematisch auch passen.

Ich bedanke mich für das äußerst sympathische Interview und ich kann mir vorstellen, dass, wenn die Zusammenarbeit mit Oliver nur ansatzweise so nett ist, wie das Interview verlief, Rick an dieser Stelle blind Recht gegeben werden kann, was die Zusammenarbeit mit Oliver betrifft! Ich bewerbe mich dann hiermit einfach mal still und leise, davon MUSS man sich ja eigentlich mal am Set ein Bild machen! 😉