Peer Kusmagk – Interview mit dem sympathischen Berliner Multitalent

Vor kurzem traf ich das Multitalent – Schauspieler, Moderator und Gastronom – Peer Kusmagk zum Interview! Vielen ist Peer noch aus der Erfolgssoap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder dem Dschungelcamp bekannt, wo er als Sieger aus der Staffel ging. Gemütlich bei Peer zuhause mit einem Kaffee hatte ich die Möglichkeit mit ihm in Ruhe zu quatschen.

Peer Kusmagk und Nadine Trompka
Peer Kusmagk und Nadine Trompka

Wahrscheinlich gibt es kaum jemanden, dem Peer Kusmagk nicht ein Begriff ist. So spielte er von 2001-2003 die Hauptrolle Ben Bachmann in der Soap „GZSZ“, anschließend moderierte er mit seiner damaligen Frau Charlotte Karlinder beim Sat.1 Frühstücksfernsehen. 2011 war Peer einer der Teilnehmer des Dschungelcamps und konnte sich aufgrund seiner liebenswürdigen, leicht chaotischen und authentischen Art bei den Zuschauern durchsetzen, sodass er als Sieger aus der Show ging. Doch nicht nur den Titel „Dschungelkönig 2011“ darf Peer sein Eigen nennen, sondern der gebürtige Berliner gewann auch 2013 den Titel bei „Promi Shopping Queen“ – ein Mann mit Sinn für Mode und Stil also! 😉

Doch nicht nur im TV ist Peer bekannt, er ist auch im Radio zu hören und führt ein eigenes Restaurant – La Raclette.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Interview!

Bereits gleich nach deinem Abitur hast du mit einer Schauspielausbildung begonnen, ist das richtig?
Na ja, erst einmal bin ich durch Europa gereist und habe mich dann dort einer Straßentheatergruppe angeschlossen. Als ich dann nach Berlin zurückkehrte, war der Entschluss eigentlich schnell gefasst, dass es in Richtung Schauspielerei für mich gehen soll.

Das wäre sogar meine nächste Frage gewesen, ob es für dich schon früh feststand, dass du im Bereich Schauspiel Fuß fassen willst.
Nein, denn eigentlich komme ich aus einer Arbeiterfamilie. Ich bin in Berlin-Kreuzberg groß geworden und mein Vater ist Feuerwehrmann, meine ganze Familie ist im Baugewerbe tätig, deswegen war ich familiär nicht vorgeprägt in die Schauspielerei zu gehen. Der Wunsch und das Interesse an der Schauspielerei ist wirklich erst in meiner Reise durch Europa entstanden und ich muss zugeben, ich bin wirklich kein handwerklich begabter Mensch. (lacht) Deswegen musste ich mir ja irgendwas anderes suchen und wenn man es genau betrachtet, so ist die Schauspielerei im weitesten Sinne auch ein Handwerk. Von daher hat das für mich gut gepasst und ich habe mich an einigen Schauspielschulen beworben. In Berlin wurde ich angenommen und in Los Angeles habe ich das Studium dann beendet.

Gab es einen Plan B, falls es mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte? Viele Schauspielschüler brechen die Ausbildung ja auch ab oder können nicht richtig in den Job starten.
Einen Plan B gab es nie bei mir. Ich glaube, dass man bei einem Beruf wie dem des Schauspielers auch damit leben muss, dass man manchmal nichts zu tun hat und der Job natürlich auch Risiken birgt. Zudem glaube ich, dass weder Schauspielerei noch Moderation mit einem Plan B vereinbar sind. Du suchst dir diesen Job ja im klassischen Sinne auch nicht aus, sondern es ist eine Leidenschaft, die du in dir trägst und diese Leidenschaft willst du ausleben. Von daher stellt sich die Frage nach einem Plan B nicht!

Bei einer Freundin von mir war es z.B. so, dass sie irgendwann nicht mehr weiterkam in ihrer Ausbildung und sich dann überlegen musste, in welche Richtung es nun gehen soll. Sie musste sich dann zwangsweise nach einem Plan B umsehen.
Natürlich habe ich auch nach gut 10 Jahren, in denen ich sehr erfolgreich war, gemerkt, dass es auch Phasen gibt, wo ich weniger zu tun habe. Und diese Zeit muss natürlich überbrückt werden. Dann steht man vor der Entscheidung: Weiterbildung, Kurzfilme drehen oder ein zweites Standbein aufbauen. Das ist für mich aber kein Plan B. Ich habe in der Zeit ein Restaurant aufgemacht. Aber auch das ist nicht so weit von der Schauspielerei entfernt. Wenn du im Laden stehst als Gastronom, dann musst du die Gäste auch unterhalten, denn warum kommen sie zu dir in den Laden? Sie wollen unterhalten werden, den Alltag für einen Moment entfliehen, die Atmosphäre genießen und sich schön bekochen lassen. Und das ist wiederum nicht so weit davon entfernt in seiner Freizeit in die Oper oder ins Theater zu gehen. Oder auch sich vor den Fernseher zu setzen. Man könnte sagen, dass die Gastronomie ein kleiner Abzweig der Unterhaltungsindustrie ist.

Wie kam es dazu, dass du in deinem Restaurant französische Küche anbietest. Es wären ja auch viele andere Geschmacksrichtungen möglich gewesen.
Ich habe lange in Frankreich gelebt und in jungen Jahren, als ich auf der Reise durch Europa war, habe ich mich in eine Französin verliebt, mit der ich auch Straßentheater gespielt habe. Das ist aber nur ein Grund, denn Frankreich ist natürlich auch eins der schönsten Länder der Welt, mit seinen drei Weltmeeren und zwei Hochgebirgen und hat damit eine geologische Qualität, die man sonst kaum woanders findet. Und abschließend kommt noch die Erfindung der gehobenen Küche in Frankreich dazu. Das sind alles Punkte, die für mich sehr interessant waren bzw. sind, daher habe ich dort lange gelebt und mich für die französische Küche entschieden.
Außerdem wollte ich gerade in Kreuzberg einen französischen Laden etablieren, den es zu der Zeit dort so noch nicht gab. Ich habe mein Restaurant dort eröffnet bevor Kreuzberg so hipp geworden ist. Und somit war ich einer der ersten. Mittlerweile natürlich nicht mehr.

Klar, wenn etwas erfolgreich läuft, dann ziehen natürlich einige nach.
Genau, da gibt es immer ein paar Mitläufer.

Du warst 2011 im Dschungelcamp. Wie kam es dazu?
Das war zu einer Zeit, wo ich relativ wenig im Bereich TV gearbeitet habe und mich hauptsächlich um den Laden gekümmert habe, denn das ist natürlich auch sehr viel Arbeit. Zu Anfang habe ich das unterschätzt, da dachte ich, ach machst du mal so ein bisschen nebenbei noch, stellst dich abends mal in den Laden, aber dann war schnell klar, dass das mehr als nur ein „Nebenjob“ war. Besonders weil der Laden gleich sehr gut angenommen worden ist und daher jeden Abend voll war. Dann kam, nachdem ich drei bis vier Jahre gar kein Fernsehen gemacht habe, das Angebot von RTL. Das ist natürlich ein Format, was viele Feinde hat, aber auf der anderen Seite auch eins der erfolgreichsten Formate ist. Wenn man jetzt ein Zeichen setzen will und sich zurück zu Schauspielerei sehnt, dann kann man sich damit gut zurückmelden. Und da ich zudem kein Problem mit Campen, Insekten oder ähnlichem habe, hat sich das gut angeboten – auch um eine neue Erfahrung zu machen.

Hast du damit gerechnet, dass du als Sieger aus der Staffel gehst?
Nee, natürlich nicht, aber man verdient natürlich auch ein bisschen Geld damit. Das darf man bei allem auch nicht außer Acht lassen. Und die Kombination dann noch dort mit Fremden auf eine bestimmte Zeit zu leben, also so eine Kommune für zwei Wochen zu eröffnen, fand ich reizvoll. Mit Gewinnen habe ich da nicht gerechnet. Ich glaube heutzutage ist das anders bei den Teilnehmern. Aber zu gewinnen war eigentlich ausgeschlossen. Selbst für die Zuschauer war es auch überraschend, glaube ich, aber mir hat es nicht geschadet…

Viele hoffen natürlich auf den Sieg, in der Hoffnung danach eine große Karriere hinzulegen.
Genau, das ist bei vielen heutzutage so, die in so eine Show gehen. Die erhoffen sich dann viele Jobs dadurch, aber ich bin jetzt auch nicht derjenige, der dann am Ballermann Schlager singen kann. Man bekommt natürlich im Nachgang viele Angebote in die Richtung. Aber das war nie mein Karriereweg! Deswegen habe ich auch viele Angebote ablehnen müssen.

Vergisst man die Kameras im Dschungel eigentlich irgendwann? Oder ist das stets präsent? Weil bei vielen Campbewohnern wird während der zwei Wochen eine Veränderung deutlich – zuerst spielen sie noch eine Rolle, aber scheinen dann immer mehr aus dieser auszubrechen. Wie hast du das wahrgenommen?
Wenn man aus dieser Branche kommt, dann weiß man, das wird ja auch an den Leuten dort sichtbar, dass dort gefilmt wird. Klar wird es immer weniger mit der Zeit, dass du daran denkst, weil du Hunger hast und es treten andere Sachen in den Vordergrund. Es lebt dort alles von der Isolation und dem Hunger. Daher vergisst man die Kameras nie, aber sie sind einem irgendwann egal.

Du warst auch lange bei „GZSZ“. Vermisst du den Soapalltag?
Dieser Alltag ist natürlich schon eine Konstante, die einen großen Vorteil mit sich bringt. Wenn du sonst in diesem Job und gerade ich mit der Gastronomie noch schon viele Auf und Abs hast. Aber diese Konstante habe ich jetzt durch meine tägliche Radiosendung bei 94,3 rs2 hier in Berlin. Es ist nicht so, dass es mir fehlt.

Du bist jetzt auch vermehrt in der Moderation tätig.
Genau, nach der Gastronomie habe ich viel moderiert. Zu Zeit von Promi Big Brother war ich auch wieder beim Frühstücksfernsehen, was ich ja früher lange moderiert habe. Momentan läuft daher alles mehr in Richtung Moderation, obwohl ich gerade wieder sehr inspiriert vom Schauspiel bin.

Gibt es schon Schritte in Richtung Schauspiel?
Ja, ich mache sehr viele Castings zu Zeit und habe auch mal wieder Lust auf eine große Rolle, z.B. in einer Serie.

Was für Pläne hast du sonst noch für die nächste Zeit?
Wie gesagt, ich bin ja gut ausgelastet, aber ich vermisse die Schauspielerei schon sehr. Ich drehe jetzt bald eine Sache für 3sat, eine Hommage an Harald Juhnke. Dort singe ich ein paar Songs von ihm. Bühne macht mir generell sehr viel Spaß, daher arbeite ich gerade mit einem Freund an einem Stück über das Leben von Harald Juhnke. Es gibt viele Projekte, aber so viel kann ich verraten: Schauspiel wird 2016 auf jeden Fall im Fokus stehen!

Trotz all deiner Pläne und aktuellen Aktivitäten trifft man dich aber trotzdem noch in deinem Laden an, oder?
Klar, meine Radiosendung geht bis 18 Uhr, danach setze ich mich ins Auto und fahre ins Restaurant und bin dann meistens abends dort anzutreffen.

Das ist ja ein mehr als voller Zeitplan, den du täglich schaffen musst…
Ja, aber ich brauche das einfach. Es gibt ja Leute, die können gut Zuhause mit einem Buch sitzen, das bin ich nie gewesen. Ich bin generell nicht der Typ, der Bücher liest. Klar lese ich Zeitungen und im Internet, aber mit einem Buch hinsetzen ist nicht meins. Und ich bin auch kein Bob der Baumeister oder Gärtner. Ich brauche immer wieder Herausforderungen, daher ist das Leben, was ich führe, das schönste, was ich mir vorstellen kann.

Wenn du doch mal entspannen willst, was machst du dann?
Ich fahre dann viel aufs Land und lasse dann auch mein Handy und Laptop daheim und bin für niemanden erreichbar, auch nicht für mein Management. Dann setz ich mich einfach mit meiner Perle ins Auto und fahre meistens in ein Wellnesshotel nach Brandenburg.

Kommt deine Freundin auch aus der gleichen Branche wie du?
Nein, überhaupt nicht. Sie kommt aus der Gastronomie und ist im Außendienst für Spirituosen tätig. Sie hat aber früher lange als Model gearbeitet.

Dann kennt sie das Business ja. Für viele, die damit überhaupt nicht vertraut sind, muss dein Alltag ja erst mal ein „Schock“ sein.
Für sie überhaupt nicht, da sie das unstetige Leben aus ihrer Modelvergangenheit auch gut kennt.

Du hast deine Radiosendung angesprochen. Wie lange machst du das schon?
Die „Peer Kusmagk“-Show gab es drei Jahre lang und weil das so erfolgreich war, haben wir die nun auf den Nachmittag (14-18 Uhr) verlegt.

Kommen wir mal zu einem aktuellen Thema. Flüchtlingspolitik. Bewegt dich das? Gerade viele Schauspieler engagieren sich aktuell für Flüchtlinge. Ist das ein Thema für dich, mit dem du dich aktiv beschäftigst?
Ich glaube das ist für jeden ein Thema.

Schon, aber es gibt ja Menschen, die dazu ihre Meinung frei äußern oder selbst aktiv werden oder das nur mit sich selbst ausmachen.
Ich habe bei dieser „Welcome-Challenge“ mitgemacht, als sie angefangen hat.

Ja, die kenne ich auch, da wurde ich direkt am Anfang auch angefragt, ob ich teilnehme.
Der Gregor ist ein guter Freund von mir und ich habe das vor ein paar Wochen mit angetrieben. Aber ich bin niemand, der sich darüber profiliert. Die Diskussion muss am Leben erhalten werden und ich finde es toll, wie unser Land die Flüchtlinge aufgenommen hat, denn kein Mensch verlässt sein Land mit nichts, wenn es ihm nicht wirklich schlecht geht. Jetzt muss man sehen, wie man mit der Masse an Flüchtlingen klar kommt, aber ich komme aus Kreuzberg und es hat mein Leben sehr bereichert, dass ich so multi-kulti aufgewachsen bin. Wer Angst vor der Masse an Flüchtlingen hat, sollte bedenken, dass es auch bereichernd sein kann.

Ich war auf den First Steps Awards dieses Jahr…
Oh ja, da war ich auch eingeladen, war es gut?

Ja, es war sehr gut… Mich würde es diesbezüglich interessieren, was du, der bereits lange in diesem Business tätig ist und früh damit angefangen hat, jungen Leuten raten würdest, da sich die Branche ja auch sehr gewandelt hat. In die Schauspielerei gehen oder ist der Markt zu übersättigt?
Die Luft wird natürlich immer dünner. Als ich damals das „DSDS-Magazin“ mit Dieter Bohlen moderiert habe, hat das ganze gerade angefangen, dass es an jeder Ecke Castingshows gibt und man hat das Gefühl jeder ist dafür gemacht zu singen, schauspielern oder ähnliches. Dann ist es ganz wichtig auf seine Freunde zu hören und sich auch professionellen Rat zu holen, ob man überhaupt Talent hat. Und natürlich muss man gucken, ob es mit dem eigenen Lebensplan vereinbar ist. Will man mit 30 Familie? Dann ist die TV-Karriere mit Sicherheit der falsche Weg… Aber ist die Leidenschaft und das Talent groß genug, dann sollte man es probieren, auch, wenn momentan mehr Leute gecastet werden, als die Branche benötigt.

Gerade auch in der Schauspielerei ist es ja so, nehmen wir „GZSZ“ als Beispiel, denn da kenne ich mich gut aus, da ich dort auch für eine Zeit lang mitgespielt habe, dass selbst die Grundy Ufa bereits Laiendarsteller castet. Diese werden aber auch für Hauptrollen eingesetzt, wofür früher, bis auf Ausnahmen, noch Schauspieler mit Ausbildung gefragt waren. Das drückt natürlich auch die Preise.
Die Preisentwicklung ist natürlich rasant. Früher hat man mehr verdient, aber ich bin niemand, der sagt, dass früher alles besser war. Du kannst es ja sowieso nicht verändern, du musst damit leben.

Abschließend… Nenn mir drei Adjektive, die dich am besten beschreiben!
(lacht) Über sich selber reden ist immer schwer… Liebevoll, chaotisch und einfühlsam.

Ich bedanke mich bei Peer für das nette und ungezwungene Interview und ich glaube, ich muss unbedingt mal im „La Raclette“ vorbeischauen und mir dort ein Bild von der französischen Küche machen, die Peer dort anbietet! 🙂